Endlich! Nach mehr als 7 Jahren Vorlaufzeit konnten wir dieses Herzens-Projekt am Donnerstag, 2. Juni 2022 in die Tat umsetzen.
Davor war eine Begehung/Führung zum einen auf Grund der Baufälligkeit, dann wegen der laufenden Restaurierungs-Arbeiten bzw. zuletzt auch wegen der Covid19-Pandemie nicht möglich gewesen.
Das Interesse war sehr groß und so mussten wir die Führung auf zwei Termine verteilen (der zweite ist am Montag, 29. August 2022 und ebenfalls schon ausgebucht).
Mag. Barbara Weiss, (Stadtarchiv Klosterneuburg bzw. Komitee zur Erhaltung des jüdischen Friedhofs Klosterneuburg) und Mag. Anton Kalkbrenner (Bibliker und Reiseleiter) waren Garanten für eine äußerst interessante und informative Führung durch diesen so versteckt, ruhig, geradezu idyllisch gelegenen Friedhof der Klosterneuburger jüdischen Bevölkerung.
Es gab viel zu erfahren, zum Beispiel,
- dass die Entstehung des Friedhofs mit der Cholera-Epidemie Ende des 19.Jahrhunderts im Zusammenhang stand (die Toten durften nicht mehr nach Wien gebracht werden),
- dass Klosterneuburg schon damals Teil des Bezirks Tulln war,
- dass es bei Juden nahezu ausschließlich Erdbestattungen gibt ("von der Erde bist du genommen, zur Erde kehrst du zurück") - BeERDigung
- dass in einer Grabstelle jeweils nur eine Person beerdigt werden durfte - die Grabstellen der Angehörigen einer Familie sind daher verstreut auf dem ganzen Friedhof. Familiengräber sind seltene Ausnahmen und auch hier wurden die Toten nebeneinander und nicht übereinander bestattet.
- dass das Symbol der segnenden Hände auf Grabsteinen, einen Hinweis auf einen hier ruhenden Priester, das Symbol einer Ölkaraffe auf einen hier ruhenden Leviten hinweist
- dass die Chewra Kadischa (eine israelitische Beerdigungsbrüderschaft) nicht nur dafür sorgten, dass JEDER Mensch ein würdiges Begräbnis bekommt, sondern sich auch ganz allgemein sozial engagierten
- dass man in der Dämmerung auch sehr viel Leben auf diesem Friedhof wahrnehmen kann (Rehe, Hasen und vor allem ein Dachs genießen die Abgeschiedenheit dieses ruhigen Platzes).
Zwischen den einzelnen Informations-Blöcken konnten wir auch auf eigene Faust sowohl den alten, mit einer Steinmauer umgebenen, als auch den neuen Teil des Friedhofs besichtigen und dabei viele bekannte Klosterneuburger Namen auf den Grabsteinen entdecken…
Ein herzliches Dankeschön an Mag. Barbara Weiss und Mag. Anton Kalkbrenner für diese exklusive und so spezielle Führung.