Ich bin glücklich als Priester. Ich genieße den Dienst an Gott und an den Menschen.  

Am 29. Juni habe ich mein silbernes Jubiläum als Priester gefeiert. Ich danke allen, die mich auf diesem Weg begleitet haben.

Mit 11 Jahren fing alles an als ich mich entschieden habe Priester zu werden. Es war nichts Ungewöhnliches da ich durch das Knaben Seminar in unserem Dorf Priestern oft begegnete.

Als ich meiner Mutter sagte, dass ich Priester werden möchte, hat sie nicht reagiert (mein Vater war schon vor drei Jahren gestorben)

Eine Woche später traf ich eine meiner Tanten und sie fragte mich „Wie gut bist du in die Schule?“ „Ich bin unter den besten 5 von 50 Schülern.“ war meine Antwort. „Dann kannst Du es schaffen Priester zu werden“ hat sie mir gesagt. Ich vermute meine Mutter hatte es ihr erzählt. Und das hieß für mich, dass die ganze Familie Interesse an meiner Entscheidung hat. Das machte die Sache etwas schwierig denn alle beobachteten mich. Du darfst nicht... Du darfst nicht ...Du darfst nicht ... du musst ...du musst ...du musst.. die Ausbildung hat schon mit den Leuten am Land angefangen.


Mit 14 Jahren kam ich in das Knaben Seminar, weil ich eine staatliche Prüfung bestanden hatte. 7 Jahre Secondary und Sixth Form war ohne Probleme vorbei. Das Ergebnis der Prüfungen war sehr gut. Ich habe in dieser Zeit viele Leute kennengelernt. Viele meiner Freunde studierten in der Stadt oder im Ausland. Es war eine schwierige Zeit. Das Priestertum war nicht mehr so attraktiv. Ich überlegte, ob ich den Menschen nicht auch als Rechtsanwalt dienen könnte. Aber davon musste ich meine Familie überzeugen.

Dann bin ich zu meiner Mutter gegangen und habe sie versucht zu überreden. Ich habe sie gefragt „Willst du die Mutter von einem Rechtsanwalt oder von einem Priester sein?“ Wie immer, geht sie von mir weg und fragt als sie sich umdrehte „Was hast du als Kind gewollt“ „Priester!“ war meine Antwort. SO warten meine Zweifel verschwunden.

Ich trat in das Priester Seminar ein und studierte 3 Jahre Philosophie und 4 Jahre Theologie.  Ohne Mühe. Ich wurde sogar zum President of Seminarian Representative Council (Sprecher) gewählt.

Am 27. Juni war mein Studium beendet und am 29. Juni war meine Priesterweihe gemeinsam mit 4 anderen Kollegen und 7 Diakonen. Die Zeremonie war im Freien. Gleich am Beginn  kam ein Gewitter. Es war so stark, dass unsere Füße in den Schuhen nass wurden. Wir mussten für den Rest der Zeremonie in die Kirche nebenan gehen.

Meine erste Stelle war in St Augustine Parish Hohoe als Kaplan mit 25 Pfarren im Umkreis von über 40 Kilometer.  Zu vielen von diesen Dörfern musste man zu Fuß gehen. Das war normal. Es gab nur ein Auto und das brauchte der Pfarrer für anderen pastorale Angelegenheiten zum Beispiel jemanden die Kranken Salbung zu geben oder jemanden ins Krankenhaus zu bringen.


Meine Mutter hat mir gleich ein Fahrrad gekauft. So konnte ich innerhalb von 6 Wochen alle 25 Dörfer besuchen. Es war eine Erfahrung, die für jeden Priester gut ist. Man sieht gleichzeitig so viel Armut und Liebe. Die Freundschaft, Bereitschaft zu helfen, die Gastfreundschaft, Ehrlichkeit, der Glaube und die Hoffnung von diesen Menschen lassen mich immer weiter machen, auch wenn ich müde oder krank bin. Es ist schwierig nein zu sagen. Menschen kommen schon um 5.00 Uhr zur Beichte, da sie sonst keine Kommunion bekommen können.


Nach 8 Monaten wurde ich als Lehrer in einer Hochschule mit 1000 Mädchen aus Ghana und Nachbarländern angestellt. Nach 2 Jahren kam der Bischof und meinte, dass die Kirche in Ghana Theologen und Philosophen braucht. Ich hatte die Möglichkeit im Stift Klosterneuburg zu wohnen und die Studien in Wien zu machen.

Im Jänner 2000 kam ich nach Österreich und lernte 6 Monate lang Deutsch. Ich wurde Aushilfskaplan in St. Vitus und Rektor vom Weißen Hof. Ich studierte Theologie und Philosophie und schloss beides am 27. April 2005 ab. Als ich 2006 nach Ghana zurück ging hatte ich einen Magister in Theologie und ein Doktorrat in Philosophie.

Nun bilde ich seit 14 Jahren Priester in Ghana aus.

Am 29. Juni 2021 habe ich in der Pfarre St Martin eine Dank Messe gelesen. Im Tagesevangelium Mt 16:13-19 hat Jesus seiner Jünger gefragt „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“

Und so will ich auch wissen für wen mich die Menschen nach 25 Jahren als Priester halten. Ich weiß es nicht, aber so viele Leute waren so gut zu mir. Ich aber sage: „Ich bin ein denkender Menschen und so bin ich vor allem ein dankender Mensch.  Denn ein denkender Mensch ist ein dankender Mensch. So bedanke ich mich bei euch allen. Es ist schön, dass es euch gibt.

Ich bedanke mich beim Stift Klosterneuburg und allen Chorherren. Ich bedanke mich bei Dr Leopold, der mir immer mit den Gläubigen in St. Martin ein Zuhause gegeben hat. Ich bedanke mich bei Dechant Reinhard und seinen Gemeinden in Kritzendorf und Höflein für die Bereitschaft mich zu unterstützen. Es war sehr schön mit euch unterwegs zu sein. Bleibt gesund und gesegnet.

 Dr. John Dormah