4. Adventwoche
4. Adventwoche

8. Dezember

"... einen Sohn wirst du gebären"

Im Monat Dezember ist alle unsere Aufmerksamkeit auf Weihnachten gerichtet, das Fest, an dem wir die Menschwerdung Christi feiern. Betrachtet man in der Kirche St. Martin das Gemälde auf dem ersten Altar auf der rechten Seite, so wird man an ein vorangehendes Ereignis erinnert, das nicht weniger bedeutsam ist. Dargestellt ist der Moment, in dem der Engel Maria die Empfängnis ihres Sohnes Jesus Christus verkündet. Von den vier Evangelisten berichtet davon nur Lukas: „Er trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, Du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über das Wort und sann nach, was dieser Gruß bedeuten solle. Der Engel sagte zu ihr: Fürchte dich nicht Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben.“ Auf dem Bild kniet Maria an einem Betpult, ein Zeichen ihrer Frömmigkeit, und trägt ein Kleid in den Farben Rot und Blau, die traditionell das Gewand der Gottesmutter auszeichnen. Sie reagiert auf die Worte des Engels keineswegs abwehrend und erschreckt, sondern ergriffen und hingebungsvoll und legt ihre Hand mit demutsvoller Gebärde an die Brust. Im Hintergrund wird das kräftige Blau des Himmels sichtbar, in dem sich schemenhaft die Häuser der Stadt Nazareth abzeichnen. Durch das offene Fenster sind Gottvater, von kindlichen Engelsgestalten umringt, die Heiliggeisttaube und der Verkündigungsengel, der einen Lilienzweig als Symbol der Jungfräulichkeit hält, in das Gemach eingedrungen. Während der irdische Bereich in dunklen Farben gehalten ist, werden die himmlischen Gestalten von einem hellen, überirdischen Licht umstrahlt. Der Maler gibt hier der Vorstellung Ausdruck, dass Maria vom Geist Gottes überschattet wird und sein unkörperliches Licht aufnimmt, das sich mit ihrem Körper vereint. Diesen Gedanken, der später Anlass zu verschiedenen Auslegungen bot, hat schon Lukas mit folgenden, an Maria gerichteten Worten zum Ausdruck gebracht: „Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.“
Leider wissen wir nicht, von welchem Künstler das Bild stammt. Über dem Altar erscheint das Datum 1729 und etwa in dieser Zeit dürfte es auch entstanden sein.

Achim Gnann

Achim Gnann ist Mitglied unsrer Pfarrgemeinde.
Er ist Kunsthistoriker und Kurator der Albertina Wien.

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Zum Nachdenken

Maria hat auf Gottes Ruf vertrauensvoll mit ja geantwortet. Mit Ihrem Ja zu Gott hat sie Gott in sich Raum gewährt, hat ihn in sich wachsen lassen, hat sich von ihm einnehmen lassen.
Gleichzeitig hat sie Gott zu Weihnachten mit der Geburt Jesus ein menschliches Gesicht gegeben, hat ihn unter Menschen erfahrbar und erlebbar gemacht.

Wenn Gott mich ruft, wie werde ich reagieren?
Lässt sich Gott auch in meinem Gesicht erkennen?
Wird Gott auch durch mein eigenes Leben erfahrbar und erlebbar?

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