4. Adventwoche
4. Adventwoche

Versuch eines Weihnachtsmärchens

offenes Fenster in der Nacht durch das Musik kommt

Die brave Altenpflegerin hatte wieder Wäsche gewaschen! Es war knapp vor Weihnachten. Doch ein linder Föhn wehte von Süden her. Man würde wieder auf weiße Weihnachten verzichten müssen.
Marta musste die alte Frau baden, Essen richten und sie zu Bett bringen! So vergaß sie, die Wäsche abzunehmen. Die Wäsche freute sich darüber, weil sie im Wind so lustig schaukeln konnte und dachte dann an die Zeit, wo sie noch neu war! Oma war damals sehr glücklich, jung verheiratet! Sie hatte sich das herrliche Rosenmuster gewünscht!
In der Nacht kam ein eisiger Wind von Norden. General Winter war bitterböse und verjagte den warmen Föhnwind! Über hundert Stundenkilometer und mehr wurden gemeldet! Die schöne Bettwäsche flog wild hin und her, und so war es kein Wunder, dass sich die Klammern lösten! Jetzt flogen der Tuchentüberzug, die beiden Polsterbezüge und das rosa Leintuch davon! Das war etwas anderes als das Rotieren in der Waschmaschine oder das Liegen im Bett, denn die Oma war unleidlich geworden, und ihre Pflegerin konnte ihr nichts mehr recht machen. So sah das Bettzeug auf hell erleuchtete Städte und Dörfer und auch auf die wunderschönen Christbäume, die überall standen! Flugzeuge flogen vorbei, und man staunte. Waren das vielleicht fliegende Teppiche?
In einer armseligen Wohnung lebte ein liebes kleines Mädchen mir seiner Mutter! Die beiden kamen aus einem fremden Land, der Vater war durch ein Attentat umgekommen. Marlena war krank, doch sie hatte kein schönes Bettchen, irgendwelche alten Sachen, eine dunkle Decke, die kratzte, und einen Polster, in dem die Motten hausten. Marlena war traurig, denn sie träumte vom Rosengarten, den sie verlassen musste. Hier gab es kein Grün, nur graue Mauern und Mülltonnen im Hof.
Weil Marlena keine Luft bekam, öffnete ihre Mutter das Fenster! Sie war unglücklich, denn sie hatte kein Weihnachtsgeschenk für ihr geliebtes Kind! Da ein starker Windstoß! Waren das Geister? Nein! Ein Tuchentüberzug mit herrlichem Rosenmuster, zwei Polsterüberzüge und ein warmes rosa Leintuch schwebten herein! Die Mutter konnte sich das nicht erklären und schloss das Fenster! Sie machte Marlene das Bett, und das Kind hatte zur heiligen Nacht einen wunderschönen Traum: Sie war wieder in ihrem Rosengarten, und ein glückliches Lächeln umspielte ihren Mund!

Leonora Rest-Hanel

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