Der Weihnachtsabend läuft seit vielen, vielen Jahren immer gleich bei uns ab. Nach dem Essen gehen Oma und Opa mit den Kindern spazieren, während ich vorgebe, inzwischen das Geschirr wegzuräumen. Auch wenn das Wetter noch so schlecht ist, egal ob es stürmt oder schneit, bestehen alle Beteiligten auf den weihnachtlichen Spaziergang. Man könnte ja unterwegs vielleicht irgendwo das Christkind entdecken. Mütter wissen, dass das Christkind ganz schön unter Zeitdruck kommen könnte, wenn es nicht hie und da Unterstützung bekäme.
Ein kurzer Anruf der Großeltern kündigt mir die baldige Rückkehr der Familie an, so dass ich gerade noch Zeit habe, die Kerzen auf dem Christbaum anzuzünden. Dann verstecke ich mich im Badezimmer, läute mit dem Silberglöckchen und ziehe die Klospülung. Danach öffne ich schnell die Badezimmertür und frage die Kinder, ob sie auch das Läuten gehört haben, das darauf hinweist, dass das Christkind dagewesen ist. Wir gehen gemeinsam ins dunkle Wohnzimmer, das nur von den brennenden Kerzen auf dem Christbaum erleuchtet wird und staunen gemeinsam über das Wunder.
Meine Kinder sind inzwischen 15 und 17 Jahre alt, doch das Weihnachtsfest muss noch immer genau so ablaufen, das ist einfach Tradition bei uns. Meine große Tochter erklärte mir vor einiger Zeit: „Wir wollen nicht mithelfen, den Christbaum zu schmücken, dann ist es nicht richtig Weihnachten. Auch wenn wir schon seit vielen Jahren wissen, dass du, Mutti, mit dem Glöckchen läutest, ist es doch immer wieder schön, überrascht zu werden.
Roswitha Eisl
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